Cyber-Mobbing – Wie man sein Kind schützen kann
„Du bist voll hässlich“. „Ich mach dich fertig“. Eltern sind geschockt, wenn sie entdecken mit welchen Sprüchen ihr Kind in Foren wie „SchülerVZ“ oder „wer-kennt-wen“ gemobbt wird. Cyber-Mobbing nennt die Fachwelt die virtuellen Angriffe.
Während die Hänseleien früher auf dem Schulhof stattfanden und die betroffenen Kinder sich wenigstens zu Hause erholen konnten, so geht mit dem Web 2.0 die Schikane auch im Kinderzimmer weiter.
Eine Studie ergab kürzlich, dass jeder fünfte Teenager bereits einmal im Internet beleidigt worden ist. Auch das Handy wird ganz neu in die Hetzkampagne eingesponnen: Ein Schnappschuss des Opfers und man kann im Netz eine gefälschte Profilseite entwerfen, auf der man denjenigen schlecht macht. Experten fordern deshalb schon lange die Einführung des Unterrichtsfachs Medienkompetenz an Schulen, doch wie verhält man sich, wenn das eigene Kind im Netz gemobbt wird?
Ab wann ist es Cyber-Mobbing?
Mobbing oder Cyber-Mobbing ist es immer dann, wenn die Betroffenen psychisch oder sogar schon physisch belastet sind, denn der seelische Stress kann irgendwann zu ernsthaften körperlichen Beschwerden führen. Werden bloßstellende Bilder, Handyvideos oder Beleidigungen ins Netz gestellt, dann sind diese innerhalb einer kurzen Zeitspanne vielen anderen Menschen zugänglich. Die Hänseleien bleiben also nicht auf dem Schulhof, sondern werden in der ganzen virtuellen Welt verbreitet. Mit einem Klick, sind die Demütigungen auch für Teenager in Amerika oder Asien zu sehen, die Kränkung trifft noch härter. Und das „Internet vergisst nichts“, wie es so schön heißt, das bedeutet, dass sich Inhalte rasend schnell vermehren und es nicht leicht ist, sie wieder zu löschen.
Was kann man gegen Mobbing tun?
Cyber-Mobbing ist eine Straftat, dies sollten sich sowohl Täter, als auch Opfer bewusst machen. In schweren Fällen des Cyber-Mobbings, ist in jedem Fall die Polizei zu informieren. Denn diese ist berechtigt, die Täter ausfindig zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen. In Schülerforen wie „SchülerVZ“ kann man außerdem die Administratoren auf Beleidigungen oder gefälschte Profile aufmerksam machen. Meistens werden die diffamierenden Inhalte umgehend gelöscht, jeder seriöse Forenanbieter wird die Täter auch abmahnen oder sogar aus der Community ausschließen.
Cyber-Mobbing verletzt die Menschenwürde und verstößt damit gegen das Allgemeine Persönlichkeitsrecht, das im deutschen Grundgesetzt festgeschrieben steht. Erwachsene müssen, wenn sie des Cyber-Mobbings für schuldig gesprochen werden, mit einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen. Jugendliche erwartet eine Strafe von zehn Monaten Jugendhaft oder die Verurteilung zur Ableistung von Sozialstunden.
Eltern sollten, wenn sie merken, dass ihr Kind ein Opfer von Cyber-Mobbern ist, zunächst das Gespräch mit dem Kind suchen. Es ist wichtig, dass der Gemobbte sein Selbstbewusstsein stärkt und sein Verhalten gegenüber den Mobbern ändert. Mittlerweile gibt es auch Beratungsstellen, die den Opfern helfen sich zu wehren. Besonders wirksam ist es, wenn das Kind spürt, dass es einen starken Halt in der Familie hat. Der nächste Schritt geht auf die Schule zu, sofern die Cyber-Mobber im Schulumfeld befindlich sind und das Kind auch weiß wer ihn mobbt. Zusammen mit den Lehrern kann eine Lösung zur Schlichtung gefunden werden.
Medienkompetenz zum Thema Cyber-Mobbing aufbauen
Es wird deutlich: Nicht nur die Opfer müssen geschützt werden vor Cyber-Mobbing, sondern auch die Täter. Meistens wissen diese Kinder gar nicht, dass sie eine Straftat begehen. Oftmals haben sie selbst Gewalt oder Ausgrenzung in ihrer Familie erlebt oder es ist ihnen schlichtweg langweilig. Deshalb stehen Eltern in der Pflicht ihren Kindern den verantwortungsbewussten Umgang mit den neuen Medien, mit denen sie zwangsläufig aufwachsen, beizubringen. Dies beginnt bereits im Kindergartenalter und setzt sich fort bis in die Pubertät.
Wichtigste Grundregel: Selbst mit positivem Beispiel voran gehen. Es ist zum Beispiel falsch sich mit den Kindern über Menschen lustig zu machen, die in Internetvideos bloßgestellt werden. Eröffnen Sie Ihren Kindern den Blick auf das Internet als umfangreiche Wissensquelle – das heißt, helfen sie Ihnen dabei zu unterscheiden welche Seiten seriös sind und welche nur Sensationen verbreiten wollen – und als soziales Netzwerk. Gerade bei letzterem Punkt ist es sinnvoll den Kindern zu erklären, dass sie sich auch in den Foren und Communitys an die Benimmregeln zu halten haben. Erklären Sie Ihren Kindern auch genau, warum Cyber-Mobbing eine Straftat ist und wie man sich dagegen wehren kann. Dies wird den Nachwuchs auch davor bewahren, selbst zu Tätern zu werden.
In der jungen Geschichte des Cyber-Mobbings haben Teenies bereits erfahren müssen, dass ihre (Un-)Taten im Internet unangenehme Folgen in der realen Welt nach sich ziehen können. Schulverweise sind dabei noch die harmlosesten Konsequenzen gewesen. Außerdem stellt kein Arbeitgeber gerne einen Auszubildenden ein, der bereits wegen Mobbing straffällig geworden ist.
Auch viele Schulleiter reagieren auf dieses Phänomen und beziehen Medienpädagogik in den Schulalltag ein. Besonders hilfreich ist es, wenn Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam Verhaltensregeln für das soziale Leben im Internet und im Schulalltag entwerfen, auch ein Vertrauenslehrer für Mobbingangelegenheiten kann vielen Kindern eine große Hilfe sein.