Einzelkinder – Sind sie wirklich verzogen?

Einzelkinder – Sind sie wirklich verzogen?

Einzelkinder sind verwöhnt, teilen nicht gerne und wissen immer alles besser. Über Einzelgeborene kursieren so manche Vorurteile, die vor allem Mehrgeschwisterliche gerne weiter verbreiten. Doch Studien beweisen, dass Einzelkinder im Erwachsenenalter in ihrem Verhalten keineswegs sonderlich anders sind. Dennoch sollten Eltern, wenn sie nur ein Kind haben, einige Erziehungsbesonderheiten beachten, denn Psychologen wissen, dass es gerade Einzelkinder nicht immer leicht haben auf ihrem Thron zwischen Mama und Papa.

Besserwisser-Gefahr

Wenn nur ein Kind da ist, können Eltern sich ihrem Sprössling auch viel intensiver widmen. Das ist insofern gut, als US-amerikanische Statistiken zeigen, dass Einzelkinder durchschnittlich auch bessere schulische Leistungen erbringen und schließlich einen höheren Abschluss anstreben. Andererseits wissen Gleichaltrige, wie sehr es nervt, wenn ein Einzelkind sich ständig mit seinem Wissen in den Fordergrund drängt: „Du Besserwisser!“ Autsch das tut weh. Um Ihrem Kind den Ruf eines altklugen Redners zu ersparen, raten Erziehungsexperten dazu, den Solosprössling so früh wie möglich mit Gleichaltrigen in Kontakt zu bringen, denn der Austausch mit anderen Kindern bringt dem Kleinen schnell das gesunde Maß an Wissensvermittlung nahe.

Verwöhntes Einzelkind

Sehnlich haben sich Mama und Papa dieses Kind gewünscht und nun erfüllen sie dem kleinen Sprössling alle Wünsche. Tatsächlich kann es passieren, dass Eltern von Einzelnachwuchs sich dazu verleiten lassen, ihrem Kind viel zu viel durchgehen zu lassen. Schnell aber entwickelt sich der kleine Augenstern zu einem Mini-Tyrannen und verlangt dieses oder jenes Spielzeug. Damit das nicht geschieht, sollten sich Eltern von Einzelkindern selbst mäßigen und einen gesunden Mittelweg zwischen Strenge und Nachgeben finden.

Auch zu viel Aufmerksamkeit oder die Verlagerung eigener Wünsche in das Leben des Kindes können Einzelkindern schaden. Hier gilt es, auch dem Kind seine Freiräume zu lassen. Das geht am leichtesten, wenn man sich bewusst macht, dass man neben dem Mama- oder Papasein auch noch Frau bzw. Mann ist, eben ein Individuum mit eigenen Hobbys und Visionen. So kann sich auch das Kind frei entfalten.

Egoisten

Teilen lernen ist für jedes Kind wichtig. Doch gerade Einzelkinder haben es da schwerer, denn da sie das einzige Kind im Haus sind, macht ihnen niemand das letzte Stück Kuchen, die schönste Puppe oder die einzige Schaukel im Garten streitig. Sie können sich einfach alles nehmen, wenn ihnen danach ist. Nicht selten kommen diese Kinder dann in Konflikt mit Gleichaltrigen, wenn sie in den Kindergarten gehen oder mal befreundete Familien zu Besuch sind. Hier raten Erziehungsexperten ebenfalls den Nachwuchs so früh wie möglich – am Besten noch im Krabbelalter – regelmäßig mit anderen Kindern zusammenzubringen. So bringen sich die Kinder ganz automatisch gegenseitig bei, wie schön teilen ist – eben das, was unter Geschwistern automatisch passiert.

Soziale Kompetenzen lernen

Aber spätestens im Kindergarten lernen die Kleinen dann auch weitere wichtige soziale Kompetenzen, wie den respektvollen Umgang miteinander, oder auch, dass man Konflikte auch freundlich lösen kann, sowie anderen Kindern zu helfen und natürlich Rücksicht auf andere zu nehmen. Eltern von Einzelkindern können ihre Sprösslinge bei diesem Lernprozess unterstützen, indem sie darauf achten, dass sie früh Freundschaften knüpfen. Hilfreich kann es auch sein, wenn man mit befreundeten Familien in den Urlaub fährt und dabei gemeinsam in einem großen Ferienhaus wohnt. So erlebt das Einzelkind wie es sich anfühlt, wenn man in einer Großfamilie lebt, was wertvolle Eindrücke hinterlassen kann.

Besonders das Erlernen von Mitgefühl für Andere ist wichtig. Dies lernen Kinder schon sehr früh ganz von selbst, vorausgesetzt sie haben Kontakt zu Gleichaltrigen. Auch deshalb raten die Experten zu dem Besuch von Krabbelgruppen, wo sich die Babys miteinander anfreunden können.

Neuste Studien zeigen jedoch, dass es auch auf den individuellen Charakter ankommt, ob Einzelkinder die negativen Vorurteile erfüllen oder – ganz im Gegenteil – echte Teamplayer werden. Mit der liebevollen Unterstützung der Eltern kann also jedes Einzelkind ganz aus sich selbst heraus ein verantwortungsvoller Erwachsener werden.