Klettern macht Kinder stark
Welches Kind klettert nicht gerne. Sowohl Jungs als auch Mädchen hangeln und kraxeln gerne herum. Pädagogen wissen, gerade Kinder die an ADHS leiden profitieren vom Klettersport. Ob in einer Kletterhalle beim „Top Rope“ oder beim Kraxeln zwischen Bäumen in luftigen Höhen in einem Hochseilgarten: Motorik und Konzentration werden trainiert und die Selbstsicherheit des Kindes gestärkt. Aber nicht nur aus pädagogischer Sicht ist Klettern so sinnvoll, es macht auch einfach großen Spaß.
Training für alle Kinder
Gesichert durch ein festes Seil trauen sich auch die ängstlicheren Kinder in luftige Höhen. Klettern trainiert die feinen Muskeln in den Finger- und Fußspitzen und trainiert damit die Wahrnehmung der Feinmotorik. Doch auch die Muskeln in Armen, Beinen, am Rücken und Bauch werden gestärkt. Selbst übergewichtige Kinder können an der Kletterwand oder im Hochseilgarten genauso wie ihre schlanken Freunde alles mitmachen. Mit der Zeit trainieren sie sich die überschüssigen Kilos weg, erhöhen ihre Fitness und damit langfristig die Gesundheit ihres ganzen Körpers. In Kletterhallen gibt es extra unterschiedlich schwere Routen, die farblich gekennzeichnet sind. So kann sich jedes Kind die Strecke aussuchen, die es sich zutraut.
Selbstsicherheit erklettern
Eine Kletterwand zu erobern, das ist für jeden eine ganz große Sache. Die inneren Ängste zu bezwingen und sich zu trauen bis ganz nach oben zu klettern, das ist gerade für eher schüchterne, introvertierte Kinder ein besonderes Erlebnis. Sie schöpfen aus dem Klettern eine neue Selbstwahrnehmung, die sich schnell in Selbstbewusstsein und –sicherheit wandelt. Die neue Erfahrung der Einheit von Körper und Geist („Wenn ich mich mit meiner linken Hand jetzt da festhalte und mich mit dem rechten Fuß da abstütze, dann bin ich schon fast oben.“) kann Kindern helfen, das neue Selbstvertrauen auch im alltäglichen Leben anzuwenden, wissen Sportpädagogen. Sie kennen nun die eigenen Stärken und Schwächen, loten in sportlicher Weise ihre eigenen Grenzen aus und können sich einmal wie ein ganz großer Held fühlen.
Lieber konzentriert
Nur wenige Sportarten verdeutlichen Kindern so drastisch, dass ihre Entscheidungen und Taten immer Konsequenzen haben, positive wie auch negative. Ein falscher Tritt, weil man gerade unkonzentriert war, ein falscher Griff, weil man über den nächsten Schritt nicht hinausdachte – und schon fällt man runter und hängt in den Seilen. Beim Klettern gibt es, anders im wahren Leben, natürlich die Sicherung durch einen doppelten Karabinerhaken (wie im Hochseilgarten) oder durch den Kletterpartner (wie in der Kletterhalle). Somit fällt man bei einem Fehltritt nicht ins Leere. Und doch ist es erschreckend, wenn man wegen einer Unachtsamkeit oder wegen des eigenen Leichtsinns abrutscht, plötzlich ein Stück nach hinten runter fällt und erst mit einem Ruck gestoppt wird. Die zuvor aufmüpfigsten Rabauken sind hiernach kleinlaut wie nie.
Gerade aus diesem Grund eignet sich der Klettersport als pädagogische und therapeutische Maßnahme bei Kindern die unter Konzentrationsproblemen, ADS leiden oder die in irgendeiner Art verhaltensauffällig sind. Sporttherapeuten klettern mit diesen Kindern in ganz gezielter Weise und helfen ihnen, zu einem neuen Eigenbewusstsein zu gelangen.
Kletterhalle: Bei Wind und Wetter Kletterspaß
Egal ob es draußen regnet, stürmt oder eisig kalt ist, in den Kletterhallen kann man bei jedem Wetter klettern gehen. Mit vorheriger Anmeldung können in den meisten Hallen sogar Kindergeburtstage gefeiert werden. Je nach Gruppengröße begleitet ein oder mehrere Trainer die Kinder an den Wänden. Sofern keine Kletterausrüstung vorhanden ist, sind, nach der Hinterlegung eines Pfandes, Kletterschuhe, Helme, der Klettergürtel und Seile sowie Haken auszuleihen.
Aus Sicherheitsgründen verlangen die Kletterhallen, dass jeder Teilnehmer, bevor es so richtig losgehen kann, einen Einführungskurs mitmacht. Ein versierter Trainer erläutert dann das richtige Verhalten in der Halle und an der Wand, wie die Sicherheitsknoten geknüpft werden, wie der Partner gesichert wird und sogar wie man richtig fällt – sollte es mal zu dem schlimmsten aller Fälle kommen. Extra angelegte Kletterwände für Kinder sorgen für die Sicherheit der Nachwuchskletterer sowie der Profisportler, die oftmals in der Halle parallel trainieren.
Hochseilgarten – Zwischen Bäumen und Vögeln
Von Baum zu Baum kann man sich in den Kletterparks oder Hochseilgärten schwingen, die nun wie Pilze aus dem Boden gesprossen sind und deutsche Wälder aus einer ganz anderen Perspektive begehbar machen. Auch in den Hochseilgärten kann, mit vorheriger Anmeldung, der Kindergeburtstag gefeiert werden. Nachdem hier ebenfalls ein Sicherheitskurs absolviert worden ist, können sich die Kinder, mit Helm, Klettergürtel und Seilen bewaffnet, auf die Parcours stürzen. Je nach Schwierigkeitsgrad – wie beim Skisport weisen blaue, rote und schwarze Fähnchen auf die Schwere des Parcours hin – schwingt man dann mit Seilbahnen, bezwingt wackelige Leitern oder kraxelt in hängenden Netzen von einer Station zur nächsten.
Viele Trainer stehen am Boden bereit und geben Rat oder seilen ab, wenn sich mal jemand nicht weiter traut. Auch an die Kleinsten Kletterfans ist in den meisten Hochseilgärten gedacht worden. In gerade mal einem Meter Höhe dürfen auch die ab drei Jahre alten Kinder mitmachen. Dabei kann Mama oder Papa bequem neben her laufen und unterstützend die Hand reichen, wenn die Kleinen sich nicht weitertrauen.