Wenn Mama nein sagt, frag ich Papa! Konsequenz in der Erziehung
Da hat man so lange darauf hingearbeitet, dass die Kinderlein laufen und sprechen lernen und dann das: Der Nachwuchs ist äußerst gewitzt und trickst die Eltern einfach aus. Frei nach dem Motto „Wenn Mama nein sagt, frag ich Papa“ machen die Kinder was sie wollen. Die Nerven liegen blank, denn wie bekommt man den Sprössling bloß dazu, sich an die Regeln zu halten? Erziehungsexperten wissen: Konsequenz ist das A und O. Doch wie setzt man sich bei einem ausgewachsenen Zwergenaufstand durch, ohne gleich mit harten Strafen Strenge zu demonstrieren?
Der Fels in der Brandung
Für Kinder sind die Eltern die Stützpfeiler ihrer noch kleinen Welt. Wenn diese Pfeiler aber wackeln, indem sie heute „Ja“ sagen und morgen in dergleichen Situation „Nein“ sind die Kleinen oft verwirrt. Darum ist es als Mama und Papa wichtig zu hinterfragen: Wie konsequent bin ich wirklich? Zunächst das eigene Verhalten zu reflektieren hilft, das Verhalten des Kindes zu verstehen. Denn wenn man seinen Kindern verbietet nach dem abendlichen Zähneputzen noch etwas Süßes zu essen, sich aber selbst mit einer Tüte Bonbons vergnügt, ruft das im kindlichen Verstand selbstverständlich Zweifel an der Logik der elterlichen Regel hervor.
Kinder fühlen sich sicher und geborgen, wenn sie – wie beim Sport – die Regeln kennen und selbst aktiv in diesem Gefüge agieren können. Sinnvolle Regeln, die auch die Eltern befolgen haben deshalb eine größere Autorität und werden auch mehr eingehalten.
Familienregeln
Eine Familie ist wie ein Fußballteam: Es kann nur dann gewinnen (das heißt ein glückliches Leben führen), wenn es sich gemeinsam an die Regeln hält und vor allem sich gegenseitig unterstützt. Mit diesem Beispiel kann man auch eine Familie organisieren: Mit den Kindern gemeinsam Familienregeln aufzustellen, an die sich jedes Mitglied der Familie halten muss, macht nicht nur viel Spaß, sondern ist auch pädagogisch sinnvoll. Wenn Kinder selbst Regeln vorschlagen dürfen, fühlen sie sich außerdem ernstgenommen. Die Motivation sich den Regeln gemäß zu verhalten ist dadurch wesentlich größer, als wenn nur die Eltern vorgeben was erlaubt ist und was nicht.
Ein großes Plakat mit den Familienregeln darauf, an dem alle mitbasteln dürfen, verstärkt das Wir-Gefühl und ruft die Spielregeln der Familie stetig ins Gedächtnis. Wichtig ist jedoch, dass sich auch die Eltern ausnahmslos an die Regeln halten. Denn Kinder sind gute Beobachter und richten sich in ihrem eigenen Verhalten stark nach den Eltern. Sollte der Fall eintreten, dass Regeln ihre Gültigkeit verlieren – zum Beispiel weil sie nicht mehr dem Alter der Kinder gemäß sind – dann ist es Zeit eine Familienteambesprechung einzuberufen und gemeinsam das Regelplakat zu erneuern. Dabei ist es hilfreich den Kindern zu erklären, warum sich bestimmte Regeln geändert haben.
Mama versus Papa?
Dass Eltern unterschiedliche Einstellungen und Meinungen in Erziehungsfragen haben ist klar, denn beide haben in ihrem Leben die unterschiedlichsten Dinge erlebt, die sie nun bei ihrem Nachwuchs umsetzen. Wenn Mama sich zum Beispiel mal an Schokolade übergessen hat, wird sie ihrem Nachwuchs diese vielleicht eher verbieten als Papa. Es ist daher sehr hilfreich, wenn sich Eltern in kritischen Fragen zu zweit zusammensetzen und gemeinsam einen Konsens finden. Vor dem Kind als Team – und nicht als Konkurrenten – aufzutreten hat den Vorteil, dass der Sprössling gar nicht erst die Chance bekommt Mama und Papa gegeneinander auszuspielen.
Dem Kind gegenüber in Aggressivität oder Verzweiflung auszubrechen, wenn es zum x-ten Mal etwas angestellt hat, nützt gar nichts. Kinder spiegeln mit ihrer Re-aktion die Aktion die sie bei ihren Eltern erleben. Ein bestimmtes und ruhiges Auftreten gegenüber dem Nachwuchs stärkt die eigene Position und verhindert, dass das Kind den Eltern auf der Nase herumtanzt.
Kommunikation
Statistisch gesehen sprechen viele Eltern mit ihren Kindern insgesamt gerade mal zehn Minuten am Tag – das ist ziemlich wenig. Um zu wissen, warum der eigene Sprössling sich immer in einer bestimmten, auffälligen Weise verhält, ist es wichtig in Kommunikation mit dem Kind zu bleiben. Aufmerksame Eltern, die sich mit ihrem Kind auseinandersetzen, merken bald wo das eigentliche Problem liegt. Wenn der Sohn zum Beispiel ständig seine kleine Schwester haut, könnte es daran liegen, dass er sich vernachlässigt fühlt oder vielleicht Probleme in Schule oder Kindergarten hat.
Gerade bei kleinen Kindern ist es sinnvoll, Anweisungen positiv zu formulieren. „Wenn du nicht dein Zimmer aufräumst, dann darf Paul nicht zum Spielen kommen.“, diese Drohung zieht die kleinen Gemüter gleich runter. Besser ist: „Wenn du dein Zimmer aufgeräumt hast, dann kann Paul zum Spielen kommen.“ Die Aussicht auf eine positive Konsequenz des eigenen Handelns motiviert das Kind dazu das Zimmer aufzuräumen. Aber auch die negativen Konsequenzen ihres Handelns sollten Kinder spüren: „Wenn du dein Essen auf den Boden schmeißt, dann musst du den Boden sauber machen.“ Hört das Kind nicht auf die Warnung, dann muss es einen Lappen nehmen und den Boden reinigen. Die kleine Demonstration was geschieht, wenn man dieses oder jenes tut, zeigt Kindern, dass ihr Handeln Folgen hat – im positiven, wie auch im negativen Sinne.