Liebe und Sex: Wie bereitet man Heranwachsende auf das Leben zu zweit vor?
Laut einer Umfrage haben ganze 28 Prozent der deutschen Jugendlichen schon mal Sex ohne Verhütung gehabt. Experten warnen, dass die Aufklärung über verantwortungsvolle Sexualität nicht zu kurz kommen darf. Doch wie bereitet man das eigene Kind, das einfach viel zu schnell zum Teenie herangewachsen ist, auf das Leben zu zweit vor? Experten wissen, eine gute Kommunikation sowie eine große Portion Vertrauen und Verständnis können Wunder wirken.
Brücken bauen
Nun ist es nicht mehr die „Barbie“-Puppe, die mit Miniröckchen und High Heels „Ken“ verführen will, sondern es sind die Mädchen selbst, die nun diese ehemalige Spielephantasie leben möchten. Auch bei den Jungs treten die „Match Box“ Autos und das Lego-Piratenschiff in den Hintergrund, sie wollen nun selbst die Helden sein, die sie aus Filmen und ihren Spielen kennen. Dazu gehört auch das aufkeimende Interesse am anderen Geschlecht. Während die Teenager ganz unbeschwert in diese neue Lebensphase hineinwachsen, beginnt bei den Eltern schon der Angstschweiß auszubrechen.
Aus Angst um das Wohlergehen der Kiddies werden schnell erste Verbote ausgesprochen: „Du bist zu jung, um dich zu schminken. So gehst du mir nicht vor die Tür. Heute Abend darfst du dich nicht mit diesen Freunden treffen.“ Und schon klafft ein riesiger Abgrund zwischen der Welt des Sprösslings und der der Eltern. Erfahrene Eltern und Experten wissen aber, dass damit meistens auch die Kommunikation ins Stocken gerät und der Jugendliche seinen Eltern nun gar nichts mehr von sich erzählt und heimlich gerade die verbotenen Dinge doch tut.
Dabei ist dies eine vertane Chance: Denn, wenn man die Kommunikation aufrecht erhalten kann, dann erfährt man viel mehr über die Gefühle, die Zukunftswünsche und auch Schwärmereien des persönlichen „Teenie-Monsters“. Ulrike Rahn, Pädagogin aus Mainz, rät deshalb: „Bauen Sie Brücken. Interessieren Sie sich ehrlich für das Leben ihres Kindes und verurteilen Sie nicht sofort die Pläne oder Ansichten des Teenagers. Fragen Sie ihr Kind doch mal ganz nebenbei wie sein Tag war. Sie werden sich wundern, wie es da zu sprudeln beginnt.“
Liebeskummer gehört dazu
Eine gute Kommunikationsbasis ermöglicht dann auch ein offenes und ungezwungenes Gespräch über Liebe und Sex. Scham, Verklemmung oder konservative Vorstellungen, haben in einem solchen Gespräch allerdings nichts zu suchen. Es ist wichtig, dass sich Eltern für die modernen Ansichten ihres Kindes öffnen. Es ist auch nicht schlimm, wenn das Kind das erste Mal mit einem Partner erlebt, der nicht die große Liebe ist. Das Ausprobieren gehört zum Erwachsenwerden dazu.
Auch Liebeskummer ist eine große Emotion, die nicht nur Negatives an sich hat. „Enttäuschungen in der Liebe können auch eine Chance für Jugendliche sein, sich dem anzunähern, was sie wirklich wollen. Das stärkt den individuellen Charakter, sofern diese Emotionen richtig aufgefangen werden“, weiß die Pädagogin Rahn.
Das wichtigste Thema: Verhütung
Besonders wichtig aber ist das Thema Verhütung. Es ist von großer Bedeutung, dass Jugendliche lernen, wie sie sich vor einer ungewollten Schwangerschaft, aber auch vor ansteckenden Krankheiten schützen können. „Stellen Sie doch einfach eine Box mit Präservativen im Badezimmer auf“, schlägt Ulrike Rahn vor, „So haben Sie immer die Gewissheit, dass Ihr Kind, sollte es mal ein Kondom brauchen, auch freien Zugang zu diesem wichtigen Schutz hat.“ Und Sie zeigen dem Teenager, dass Sie ihm vertrauen, ein verantwortungsbewusster Mensch zu sein.
Vertrauen, Vertrauen und noch mal Vertrauen
Eine Tabuisierung des Themas Sex im Elternhaus hindert Kinder nicht daran, ihre Erfahrungen zu machen. Und bevor die eigenen Kinder sich in Parks oder auf Autorückbänken vergnügen, sollte man ihnen besser erlauben den neuen Freund / die neue Freundin mit nach Hause zu nehmen. So kann man sich auch gleich ein eigenes Bild von demjenigen machen, den oder die sich der Teenie ausgewählt hat. „Bewachen Sie aber nicht das Jugendzimmer ihres Kindes wie ein Detektiv, wenn die Beiden sich zurückziehen“, warnt die Pädagogin, „haben Sie Vertrauen zu Ihrem Kind.“