Mein Kind braucht eine Brille – Woran erkennt man Sehstörungen?
Tamara und Kai sind überglücklich, seit zwei Jahren sind sie eine kleine Familie, denn damals kam Sohnemann Hannes auf die Welt. Da aber beide schon seit ihrer Jugend eine Brille tragen, machen sie sich nun Gedanken über die Vorsorge bei dem kleinen Hannes. Statistisch gesehen braucht jedes fünfte Kleinkind eine Brille, doch nur bei wenigen Kindern wird die Sehschwäche frühzeitig festgestellt. Dabei können manche Störungen der Sehkraft mit einer konsequenten augenärztlichen Therapie gelindert oder geheilt werden.
Sehstörungen erkennen
Wenn Kinder bereits älter sind, klagen sie manchmal selbst über brennende, müde Augen oder darüber, dass sie nicht richtig sehen können. Auch starke Kopfschmerzen bei Kindern können ihre Ursache in einer Überanstrengung der Augen haben. Kinder, die das Bilderbuch ganz nah vor ihr Gesicht halten, um etwas erkennen zu können, leiden wahrscheinlich an Kurzsichtigkeit. Bei kleinen Kindern ist die Beobachtungsgabe der Eltern gefragt: Zucken die Lider des Kinderauges oder blinzelt es ungewöhnlich oft? Schielt das Baby? Sind die Pupillen gar verfärbt, eventuell weiß-grau getrübt? All dies sind Anzeichen einer Sehstörung und sollten dringend von einem Kinder- oder Augenarzt fachkundig untersucht werden.
Mit jedem Lebenstag lernt das Kind besser zu sehen, denn das Sehvermögen will ebenso wie das Sprechen erst geübt werden. Sehstörungen, die rechtzeitig und so früh wie möglich erkannt werden, können manchmal komplett geheilt werden, sofern eine ärztliche Behandlung den Körper bei der Gesundung unterstützt. Bei den U-Untersuchungen der Babys und Kleinkinder kann es passieren, dass Augenschwächen nicht erkannt werden. Darum raten Augenärzte schon ab dem zweiten Lebensjahr in regelmäßigen Abständen mit dem Nachwuchs zum Augendoktor zu gehen.
Keine Angst vorm Augenarzt
Kinder orientieren sich naturgemäß an ihren Eltern, wenn also Mama sehr nervös ist vor dem Augenarzttermin, dann wird sich die Unruhe auch auf den Nachwuchs übertragen. Folge ist die erlernte Verbindung „Vor dem Augenarztbesuch bin ich nervös“. Noch unangenehmer ist es für das Kind, wenn Mutti oder Papi gleich ihre Angst vor der Untersuchung auf das Kind übertragen. Auch der Augenarzt sollte sich gut mit Kindern auskennen und mit deren erster – ganz natürlicher – Abwehr gegen die unbekannten Menschen, Räume, Gerüche und Geräte umgehen können. Ruhe, Geduld und eine freundliche Atmosphäre werden dazu führen, dass der Augenarztbesuch nicht in einem Weinkrampf endet.
Brille oder Kontaktlinsen?
Eltern die selbst eine Brille tragen, sind ihren Kindern ein gutes Vorbild: Das Kind kennt das lustige, manchmal bunte Drahtgestell aus dem vertrauten Gesicht der Eltern und da ist es eine Ehre, auch mit einer Brille ausgestattet zu werden – da fühlt man sich doch gleich viel erwachsener. Doch ältere Kinder und Jugendliche haben mit der Brille ein weit größeres Problem: Die ist ja viel zu uncool!
Hier hilft die Beratung durch den Augenarzt, je nach Sehschwäche helfen Kontaktlinsen prima, das gewohnte Erscheinungsbild beizubehalten. In der Regel verschreiben Augenärzten Kindern ab zwölf Jahren mit gutem Gewissen Kontaktlinsen, da man bei Kindern dieses Alters allgemein davon ausgehen kann, dass sie mit der durchaus komplexen Pflege und Handhabung der kleinen Linsen umgehen können.
Doch in manchen Fällen, vor allem, wenn Kinder sehr starke Sehschwächen haben und die Brillengläser unangenehm schwer auf der Nase drücken oder wenn sie sich rein gar nicht an die Brille gewöhnen können, verschreiben Augenärzte auch Kindern unter zwölf Jahren Kontaktlinsen.
Kinder unter acht Jahren: Brille
Allerdings sollten Kinder unter acht Jahren keine Kontaktlinsen tragen. Die Kleinen müssen sich aus Schonung des wachsenden Auges wohl oder übel an das Tragen einer Brille gewöhnen. Wichtig ist hier die von vorneherein positive Konnotation der Eltern mit der Brille fürs Kind. Auf die Nachricht, dass das Kind eine Brille braucht sollte man nicht panisch oder abwertend reagieren, sondern völlig gelassen, frei nach der Einstellung „Null Problemo!“.
Während man mit Kindergarten- und Schulkindern wunderbar über das neue Projekt „Brille“ sprechen kann, ist dies mit Kleinkindern schon schwieriger. Sie verstehen noch nicht, was dieser Störer im Gesicht soll. Hier ist Training gefragt: Setzen Sie Ihrem Kind die Brille am Tag immer mal wieder auf, wenn es sie selbst auszieht, dann spielen sie „Der Flieger kommt“ und – schwups – sitzt die Brille wieder. Lassen Sie sich von ihrem Kind eine alte Brille immer wieder auf- und absetzen und machen Sie dann das gleiche bei Ihrem Nachwuchs – schnell hat das Kleine sich an die ungewohnte Brille spielerisch gewöhnt.
Brillen für Babys
Gerade die Babybrille muss unfallsicher sein: Hier kann der Optiker im Fachhandel optimal beraten. Die Babybrille muss aus bruchsicherem, stabilem Material sein, die Bügel sollten ganz weich sein und das Ohr ganz umschlingen – so kann das Kind die Brille nicht so leicht runterreißen, die Gläser sollten oben und unten abgerundet sein – denn besonders kleine Kinder haben es schnell raus, an den wichtigen Brillengläsern vorbei zu schielen, die Brille sollte genauso breit sein wie das Babygesicht, damit das Kleine beim Spielen oder Krabbeln nicht an einem Gegenstand hängenbleiben kann. Auch eine Entspiegelung und Härtung der Brillengläser ist zu empfehlen.
Der klare Blick in die Zukunft ist Ihrem Kind nun gewiss! Tamara und Kai sind übrigens mittlerweile auch beim Augenarzt gewesen. Die Augen des kleinen Hannes blitzen jetzt durch eine hellblaue Brille, die seine leichte Sehschwäche ausgleicht – in ein paar Jahren könnte diese schon wieder korrigiert sein.