Mütter im ständigen Konkurrenzkampf
Wer noch nie schwanger war, aber junge Mütter kennt weiß, sie können anstrengend sein. Wer aber bereits Mutter ist und andere Frauen in freudiger Erwartung oder im Mutterglück kennt, weiß dies noch viel besser.
Alles fängt mit dem Satz „Ich bin schwanger“ an. Schnell lernt man Gleichgesinnte kennen, im Geburtsvorbereitungskurs, im Wartezimmer vom Frauenarzt und plötzlich erscheint der ganze Bekanntenkreis schwanger zu sein.
Am Anfang freut frau sich noch über das Austauschen der neuen Ereignisse, doch schon bald wird es immer anstrengender. Die Gespräche drehen sich nur um Themen wie, „Wieviel hast du bisher zugenommen?“ oder „Ich bin ja komplett auf veganische Ernährung umgestiegen und Du?“.
Es wird erwartet, dass man so wenig wie möglich zunimmt, aber das Kind perfekt gedeihen lässt. Am Besten wandert man noch im achten Monat durch Südamerika, ernährt sich aber gleichzeitig nur von Bioprodukten. Natürlich will jede Mutter die Beste sein, aber leider artet das oft in einem Konkurrenzkampf aus. Jede Mutter scheint den Titel „Mama des Jahres“ anzustreben und will alle anderen Mütter übertreffen.
Wenn die Kinder dann erstmal da sind, geht der Wettbwerb weiter: Wer stillt am längsten oder welches Kind kann als erstes alleine auf’s Töpfen gehen? Mein Kind ist hochbegabt! Und die Elite-Kindergärten mit erster Fremdsprache Chinesisch können sich kaum vor Anmeldungen retten.
Aber warum ist das so? Noch in den 50er Jahren saßen Mütter, die automatisch auch Hausfrauen waren am Küchentisch bei einem Tee zusammen und tauschten die besten Hausmittel gegen Erkältung der Kleinen aus. In den 70er Jahren befreiten sich die Frauen von so ziemlich allem, was sie in ihrer Freiheit einengte und wollten arbeiten gehen. Spätestens seit den 90er Jahren will die Frau von heute alles: Kinder, Karriere und ein perfekt organisiertes, erfolgreiches Familienleben. Natürlich schafft sie locker ihre Karriere voranzutreiben und nebenbei eine Großfamilie zu managen wie Familienministerin Ursula von der Leyen es vormacht.
Doch andere Meinungen gibt es genauso: Ein Kind braucht die volle Aufmerksamkeit der Mutter, da ist kein Platz mehr für das Arbeitsleben, will Eva Hermann der Frauenwelt klar machen. Und zu allem Überfluss ist neue Konkurrenz bereits im Anmarsch: Die neuen Superväter rollen das Feld von hinten auf.
Mütter haben ständig das Gefühl sich rechtfertigen zu müssen. Bleibt frau Zuhause, fühlt sie sich gezwungen ständig zu argumentieren, warum sie diesen Weg einschlägt. Steigt sie wieder früh ins Berufsleben ein und bringt das Kind in die Krippe, entsteht ein ständiger Schlagabtausch mit den Gegnern dieses Modells.
So verlieren sich Mütter in einem endlosen Konkurrenzkampf um das einzig richtige Lebenskonzept, das es so nicht gibt, anstatt sich gegenseitig zu unterstützen.