Postnatale Depression – Wie geht man damit um?

Postnatale Depression – Wie geht man damit um? © 2010 Photos.comWochen nach der Geburt schleicht es sich ein: Das Schreckgespenst mit dem Namen postnatale Depression (PND). Alles könnte doch so schön sein: Der lang ersehnte Nachwuchs ist da und die jungen Eltern freuen sich über das Baby, doch plötzlich kann Mami nur noch weinen.

In diesen Situationen sehen sich die frischgebackenen Mütter oftmals einer Front des Unverständnisses ausgeliefert. Für nicht Betroffene ist es wirklich schwer zu verstehen, wie man angesichts des neuen Babyglücks depressiv werden kann. Das macht für die Frauen, die unter der PND leiden, alles meist noch schlimmer.

Postnatale Depression – Nicht zu verwechseln mit dem Baby Blues

Die PND, auch postpartale Depression genannt, ist eine waschechte Depression und nicht zu verwechseln mit dem was man gemeinhin als die „Heultage“ oder den „Baby Blues“ bezeichnet. Letzteres tritt meist ein paar Tage nach der Geburt auf und lässt die junge Mutter sehr empfindlich und weinerlich werden. Das Gefühl des Überfordertseins hängt in diesem Fall oftmals mit der Hormonumstellung im weiblichen Körper zusammen. Doch der Baby Blues spielt nur kurz sein trauriges Lied, bis sich das biologische Gleichgewicht wieder eingependelt hat.

Ganz anders verhält es sich bei der postnatalen Depression, sie tritt meist nicht direkt nach der Entbindung ein, sondern kann Wochen später ausbrechen. Viele der Frauen, die unter der PND leiden, merken die schleichende Depressivität erst gar nicht. Oft wird die psychische Erkrankung deshalb viel zu spät behandelt. Wertvolle Zeit geht so verloren, denn eine PND ist mit Antidepressiva gut in den Griff zu bekommen.

Symptome erkannt – PND gebannt

Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Trauer, Appetitlosigkeit, Reizbarkeit, Ängste – dies sind einige der typischen PND-Symptome. Doch können die Beschwerden so unterschiedlich sein, wie es Mütter auf dieser Welt gibt. Jede Frau zeigt durch ihre Individualität verschiedene Anzeichen einer PND. Trotzdem kann man die oben genannten Symptome als grundsätzliche Orientierungshilfe ansehen. Wichtig ist zu beachten, dass man nicht sofort an einer postnatalen Depression leidet, wenn man mal erschöpft ist oder keinen Hunger hat. Man sollte allerdings wachsam werden, sobald sich die Beschwerden verknüpfen und vermehren.

Weitere Anzeichen einer PND können auch Schuldgefühle oder übertriebene Sorge um das Baby sein. Außerdem entwickeln manche Frauen Zwänge, die mit einer erhöhten Gewaltbereitschaft einhergehen. Auch das Ablehnen des eigenen Kindes kann zum Beschwerdebild gehören sowie Suizidgedanken. Es wird deutlich: Die PND ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen kann, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung, für die die Frauen nichts können. Übrigens wissen Mediziner noch immer nicht, wie und warum eine PND entsteht.

Bin ich PND gefährdet?

Da die medizinische Wissenschaft noch nicht herausfinden konnte, warum manche Frauen eine postnatale Depression bekommen, andere aber nicht, können Ärzte nur sagen welche Mütter potentiell gefährdet sind. Dazu zählen Frauen, die schon vor oder während der Schwangerschaft depressiv waren, ebenso jene, deren Baby zu früh auf die Welt kam. Auch besondere Lebensumstände können eine PND auslösen, wenn die Frau zum Beispiel ein geliebtes Familienmitglied oder den Partner vor nicht allzu langer Zeit verloren hat. Materielle Nöte, wie Geldsorgen oder Obdachlosigkeit, können ebenfalls Anstoß einer PND sein. Zusätzlich scheint der Verlust der eigenen Mutter in der frühen Kindheit sowie das Fehlen unterstützender Verwandter oder Freunde ein Auslöser zu sein.

Die PND geht vorüber

© 2010 Photos.comWenn man den Verdacht hat an einer postnatalen Depression zu leiden, dann ist der erste Gang der zum Arzt. Dieser kann dann mit Antidepressiva, die das Stillen nicht beeinträchtigen, den Teufelskreis aus Angst und Erschöpfung durchbrechen. In einer Gesprächstherapie kann die junge Mutter sich den Frust von der Seele reden. Parallel sollte das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele durch Entspannungsmethoden, wie Yoga, Autogenes Training oder Pilates, auch langfristig hergestellt werden.

Besonders wichtig ist ebenfalls eine gesunde Ernährung, um wieder zu Kräften zu kommen. PND-geplagte Mütter sollten sich unbedingt Zeit für sich selbst nehmen, Familie und Freunde sind hier in der Pflicht, der jungen Mami den Rücken frei zu halten. Wie ein Mantra sollte man sich selbst immer wieder mutig sagen: „Die PND ist nur vorübergehend“. Denn im Gegensatz zu der normalen Depression bleibt die PND nicht ein Leben lang.

Was kann der Partner bei postnataler Depression tun?

„Reiß dich zusammen“, das ist ein Satz den PND-Kranke auf gar keinen Fall gebrauchen können, denn wenn sie dies könnten würden sie es gerne tun. Als Partner sollte man sich bewusst machen, dass die postnatale Depression eine tatsächliche Erkrankung ist. Beim behandelnden Arzt kann sich die Familie wertvolle Ratschläge holen. Liebevolles Verständnis und ehrliche Unterstützung können der Depressiven helfen, wieder auf die Beine zu kommen.

Der frischgebackene Vater sollte seiner Frau immer mal das Baby abnehmen, damit sie sich ausruhen kann, ohne sie von ihren Mutterpflichten völlig zu entbinden. Vor allem die Partnerin als Frau zu betrachten – und nicht allein als Mutti – und ihr dieses Gefühl auch zu übermitteln, wird sie unterstützen sich selbst wieder zu finden. Zum Beispiel Ein Candlelight Dinner zu zweit entspannt Mama und Papa gleichermaßen. Einem glücklichen Familienleben steht dann nichts mehr im Wege