Wenn Oma sich einmischt – Wie viel Erziehung sollten Großeltern übernehmen?
Bettina und ihre Mutter stehen am Wickeltisch und freuen sich über den süßen Familiennachwuchs. Doch die Freude währt nicht lange, schon fängt die Omi an: „Also ich würde Puder verwenden. Halte den Kopf fest. Nein, so geht das nicht. Lass mich den Jungen wickeln!“
Und schon hat Oma ihre Tochter von ihrem Platz verdrängt. Wenn Großeltern sich einmischen, dann ist Streit oftmals vorprogrammiert. Denn nicht alle jungen Mütter lassen sich das gefallen. Wie viel Einmischung sollte man Oma und Opa erlauben? Denn immerhin kann man von ihrer Erfahrung ja auch prima profitieren.
Der Ton macht die Musik
Wenn Großeltern sich in die Babypflege oder Erziehung der Enkel einmischen, dann tun sie das meist nicht, um die jungen Eltern zu bevormunden. Eher haben sie ein ehrliches Interesse an dem Wohlergehen der ganzen Familie und möchten ihr Wissen gerne weitergeben.
Allerdings kann die Art und Weise, wie sie dies umsetzen manchmal falsch ankommen. Darum raten Erziehungsexperten den Großeltern wie auch den Eltern umsichtig miteinander umzugehen.
Statt die Tochter also vom Wickeltisch zu verbannen, könnte Oma auch fragen, ob sie den Kleinen mal wickeln darf und der Muter somit ohne viele Kommentare nur durch das positive Beispiel zeigen, wie man einen Säugling auch frisch machen kann. Oder wenn Oma mit einem zwinkernden Auge sagt: „Ich zeig’ dir mal einen Trick, der hat bei dir immer gut funktioniert“, kommt dies gleich viel freundlicher herüber.
Für alle in der Familie ist die Geburt eines Kindes eine Umstellung. Denn mit dem neuen Familienmitglied verteilen sich die Positionen in der Familie völlig neu: Kinder werden zu Eltern, Eltern werden zu Großeltern. Mit dieser neuen Situation müssen alle erst umgehen lernen, was manchmal durchaus zu Streitigkeiten führen kann. Mit viel Geduld und gegenseitigem Respekt, ist jedoch auch diese Phase zu meistern, wissen Experten.
Bei Oma bekomme ich so viel Süßes, wie ich will
Paul ist bei der Oma zu Besuch und darf dort so viel Schokolade essen, wie er nur kann. Dabei ist ihm das zu Hause verboten. Genauso wie das Hüpfen auf der Couch, das würde bei Mama und Papa gleich Schelte geben.
Pauls Mama ist darüber sehr verärgert, denn auch die Oma hat sich an die Regeln zu halten, meint sie. „Ach, als Oma darf man das“, schmunzelt die Großmutter. Doch bevor Pauls Mama ihren Sprössling nun nicht mehr zur Oma schickt, sollte in einem kleinen Familienrat genau besprochen werden, wo auch für die Großeltern die Grenzen sind, raten Experten.
Kinder brauchen Grenzen und die lernen sie zu Hause. So wird ihnen klar, dass es wichtig ist sich an die Spielregeln der Familie zu halten, damit alle prima miteinander leben können. Gewisse Grundregeln sollten deshalb auch beim Besuch bei den Großeltern eingehalten werden. Hier sind auch die Omas und Opas in der Pflicht, konsequent zu sein. Erziehungsprofis wissen aber auch, dass Kinder bald zu unterscheiden lernen zwischen der Position der Eltern und der der Großeltern. Wenn letztere also mal etwas erlauben, was zu Hause tabu ist, verstehen die Kinder, dass dies eine Ausnahmesituation ist und freuen sich umso mehr über die Abwechslung.
Oma und Opa als Tageseltern
Wenn beide Eltern arbeiten gehen und die Kinder in dieser Zeit von den Großeltern betreut werden, übernehmen diese automatisch viele von den alltäglichen Erziehungsaufgaben, die eigentlich bei den Eltern liegen. Bevor man also die Großeltern als Tagesbetreuung einsetzt, sollte man sich mit ihnen genau über grundsätzliche Vorstellungen von Erziehungsmethoden und -inhalten unterhalten. In einem klärenden Gespräch, kann so von vornherein Konfliktpotential ausgeschlossen werden.
Wichtig ist es jedoch, zu überlegen, ob die Großeltern überhaupt den Willen und die Kraft haben für die Kinder nach der Schule bis abends da zu sein, sagen Experten. Denn diese Situation ist wesentlich anstrengender und intensiver, als ein gelegentlicher Besuch der Enkel.
Auch sollte offen die Frage gestellt werden, ob die Großeltern überhaupt mit dieser Regelung einverstanden sind, denn manche Omas und Opas genießen ihre Freizeit ohne Elternpflichten. In diesem Fall – auch um Spannungen zwischen den Enkeln und den Großeltern vorzubeugen – sollte man lieber auf eine Nanny zurückgreifen.
Eltern unter sich
Bevor man jedoch den Großeltern erklären kann, welche Erziehungsgrundregeln sie befolgen sollen, muss man sich als Eltern selbst über diese klar werden. Das bedeutet, dass Mamas und Papas sich – schon bevor der Nachwuchs größer ist – kurzzeitig aus der Großfamilie zurückziehen sollten. Zu Zweit können dann grundsätzliche Vorstellungen von der Erziehung des gemeinsamen Nachwuchses aufgestellt werden.