Wo soll das Baby zur Welt kommen? Pro und Contra Geburtshaus
Für das eigene Kind wollen alle Eltern nur das Beste. Die Planung des Nachwuchses macht auch vor der Gestaltung der Geburt nicht halt. Wie das Kind zur Welt kommen soll wissen viele Mütter schon bald: Eine entspannte und individuelle Atmosphäre soll es sein.
In diesem Fall ziehen viele werdende Mamis ein Geburtshaus dem Krankenhauskreißsaal vor. Doch birgt die Entbindung in einem ambulanten Geburtshaus nicht auch Risiken? Die Vor- und Nachteile hat PaulsMama hier für Sie zusammengestellt.
Helferin in allen Lagen: Die Hebamme
Geburtshäuser werden meist von mehreren erfahrenen Hebammen geleitet. Seit den 80er Jahren gründeten sich immer mehr dieser privaten Einrichtungen, zurzeit gibt es circa 100 Geburtshäuser in Deutschland. Oft bieten diese in den eigenen Räumlichkeiten auch Geburtsvorbereitungs- und Schwangerschaftsgymnastikkurse an. So lernt die Schwangere die Hebammen persönlich kennen und kann sich gezielt für diejenige entscheiden, die ihr am sympathischsten ist. So kennt die werdende Mama die Frau, die sie durch die Geburt begleiten wird, schon lange Zeit vor dem eigentlichen Entbindungsdatum.
Über einen längeren Zeitraum kann so ein Vertrauensverhältnis zwischen Hebamme und Gebärender entstehen und die Geburtsexpertin hat die Möglichkeit, sich ein genaues Bild von den Vorstellungen zu machen, die ihre Kundin von der Entbindung hat. Über die Geburt hinaus ist die Hebamme, die mittlerweile womöglich zur Freundin geworden ist, für Mutter und Kind da, denn sie betreut die beiden auch in den ersten Lebensmonaten des Babys weiter.
In Krankenhäusern ist es oftmals nicht möglich ein solch intensives Vertrauensverhältnis aufzubauen, da die Hebammen im Schichtdienst arbeiten. Gerade bei Geburten, die sich lange hinziehen, kann es sein, dass die Hebamme, an die man sich gerade gewöhnt hat, in den (durchaus wohlverdienten) Feierabend geht. Nun muss man sich – womöglich mitten im beginnenden Wehenkampf – an ein neues Gesicht, einen neuen „Hebammencharakter“ gewöhnen. Auf individuelle Wünsche kann so nur spärlich eingegangen werden.
Im Gegensatz zu einem Krankenhaus hat ein Geburtshaus jedoch nicht 24-Stunden geöffnet. Die Einsatzbereitschaft der Hebamme zu allen Tages- und Nachtstunden muss man selbst bezahlen. Die Kosten der Entbindung übernimmt allerdings die Krankenkasse, egal wo sie stattfindet. Auch im Krankenhaus werden Zusatzkosten fällig, nämlich dann, wenn man ein Einzel- oder Familienzimmer nutzen möchte.
Wanne oder Stuhl?
Werdende Muttis haben oftmals viele Möglichkeiten der Entbindung: Soll es eine Wassergeburt in der Wanne sein, eine Geburt in einem hängenden Tuch oder bequem im Geburtsstuhl? Doch wenn es dann an die Entbindung geht und man sich schon auf das warme Wasser in der Gebärwanne freut, wird man enttäuscht: dieses ist schon von einer anderen Gebärenden belegt. Das passiert in Geburtshäusern viel seltener, da hier weniger Schwangere betreut werden und die Wahrscheinlichkeit geringer ist, zur selben Zeit wie eine andere werdende Mutter zu entbinden.
Dadurch ist es in Geburtshäusern viel entspannender als in Krankenhäusern, die Selbstbestimmung der Frau steht im Fordergrund. Vor allem für Schwangere, die sich eine natürliche Geburt wünschen sind die Geburtshäuser optimal. Es kommen nur die notwendigsten technischen Geräte zum Einsatz, da die Hebammen sich in der Ruhe des Geburtshauses viel mehr auf die Rhythmen von Mutter und Kind einstellen können. So müssen sie im Gegensatz zu dem Personal in Krankenhäusern statistisch weniger Dammschnitte durchführen. Die Hebammen sind in der Lage den Damm so zu unterstützen, dass es zu keinem Riss oder Schnitt kommt.
Technik versus Natur
Bei den Vorsorgeuntersuchungen stellt der Frauenarzt zum Ende der Schwangerschaft meist fest, wie das Kind im Mutterleib liegt und ob eine normale Geburt zu erwarten ist. Sechs Wochen vor der Entbindung steht dann meist fest, wie das Kind zur Welt kommen wird. Diese Einschätzung des Arztes ist wichtig, denn Risikoschwangere dürfen genauso wenig in einem Geburtshaus entbinden, wie Frauen deren Ungeborene in der Steißlage liegen oder bei denen Mehrlinge erwartet werden. In diesen Fällen ist die hochtechnische Ausrüstung des Krankenhauses einem Geburtshaus vorzuziehen.
Aber auch Geburtshäuser verfügen über eine gute Sicherheitsausstattung, wie zum Beispiel Beatmungsgeräte, die die Versorgung von Mutter und Kind gewährleisten. Sollten bei einer anfangs normalen Geburt dennoch Komplikationen auftreten, sorgen die Hebammen für eine schnelle Überweisung in das nächstgelegene Krankenhaus. Denn die meisten Geburtshäuser arbeiten eng mit den umliegenden Hospitalen zusammen. Schwangere die eine Periduralanästhesie (PDA) vornehmen lassen wollen, sollten sich zuvor genau informieren, denn manche Geburtshäuser bieten diese erleichternde Schmerztherapie ebenfalls an.
Bei der Entscheidung für oder gegen die Entbindung in einem Geburtshaus müssen werdende Eltern gründlich abwägen. Denn so individuell und schön die Geburt in einem privateren Ambiente sein mag, kann das Geburtshaus in vielen Notfällen nicht so zügig helfen, wie es in einem Krankenhaus möglich wäre. Klärende Gespräche mit erfahrenen Müttern, Hebammen und Ärzten können oftmals sehr hilfreich sein den richtigen Entschluss zu fällen – und dann kann der geliebte Nachwuchs endlich kommen.